Neues Profil und neuer Abschluss an den Schulen für Lernhilfe

Kein Abschluss ohne Anschluss! Wir können auf keinen Kopf verzichten. Frühe individuelle Berufsvorbereitung und Berufsorientierung soll das Bindeglied zwischen Schule und Arbeitswelt werden. Dazu gehört zukünftig der Berufsorientierende Abschluss der Schulen mit dem Schwerpunkt Lernen, wie die Förderschulen für Lernhilfe zukünftig heißen sollen.“ Mit diesen Worten eröffnete Kultusministerin Henzler dieser Tage eine Fachtagung der Schulen für Lernhilfe zum Thema:Profilbildung der Schulen für Lernhilfe im Kontext der UN-Behindertenrechtskonvention.

Die UN-Behindertenrechtskonvention könne als Chance zur Weiterentwicklung individueller Förderung betrachtet werden. Die inklusive Beschulung soll weiter ausgebaut werden, wobei das Kindeswohl im Vordergrund stehe.

In diesem Zusammenhang, führte Prof. Dr. Dieter Katzenbach aus, ist die Schnittstelle von der Schule in das Arbeitsleben die schwierigste, die es für junge Menschen zu überwinden gilt. Hier müsse sich die UN-Konvention erst beweisen. Sie stehe in einem weiten Kontext wie der Organisation des gesellschaftlichen Zusammenhalts bei zunehmender Pluralisierung aber auch gleichzeitig stärker Individualisierung sowie die Stärke schwacher Bindungen (enge Bindungen gingen zunehmend verloren).

Inklusion als Regelform, wobei unklar ist, welche Schritte und Maßnahmen geplant sind. Die Reihenfolge der Schritte wird nicht aufgezeigt. Hier sei noch ein erheblicher Klärungsbedarf vorhanden. „Es ist immer schlecht, wenn der Dachdecker kommt und der Estrich noch nicht gegossen ist!“ veranschaulichte er den derzeitigen Stand der Entwicklung.

Neben dem neuen Hessischen Schulgesetz, dass derzeit in der 1. Lesung den Landtag passiert hat und in dem es eine Reihe von Veränderungen im Rahmen der sonderpädagogischen Förderung geben wird, werden auch die entsprechenden Rechtsverordnungen entwickelt. Hierüber gibt es derzeit wenig Ausführungen, die an die Öffentlichkeit gelangen.

Wie Sprechen-Hören-Lernen Fördern LV Hessen in dieser Tagung erfuhr, soll durch den Berufsorientierenden Abschluss „der Nachweis vielfältiger Praxiserfahrungen in Betrieben und Schülerfirmen erbracht werden, soll eine teamorientierte Projektprüfung geleistet werden wie im Bildungsgang Hauptschule, und die Berufsorientierung im Berufswahlpass dokumentiert werden.“*

Dabei sollen die Rahmenbedingungen für den Unterricht an den Schulen für Lernhilfe verbessert werden:

  1. Schulen für Lernhilfe unterrichten ab dem kommenden Schuljahr mit dem gleichen Stundenkontingent wie Grund- und Hauptschulen. Sie sollen dafür mehr Lehrerstunden erhalten.
  2. Förderschulen sind ab diesem Schuljahr offiziell in das Programm OloV „Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit bei der Schaffung und Besetzung von Ausbildungsplätzen“ aufgenommen werden.
  3. Aufgabe der Schule für Lernhilfe ist auch die Rückführung an die allgemeine Schule. Für die Hinführung zum Haupschulabschluss erhalten eigenständige Schulen für Lernhilfe eine Unterstützung aus der allgemeinen Schule. Eigenständige Schulen für Lernhilfe erhalten die Möglichkeit eine Hauptschullehrkraft als Ansprechpartner zu bekommen. Die Unterstützung kann unterschiedlich aussehen, vom Austausch von Klassenarbeiten über die Vorbereitung und Durchführung von Projektprüfungen bis zur Begleitung von Abschlussprüfungen.

Sprechen-Hören-Lernen Fördern hat schon vor einiger Zeit auf den Berufswahlpass aufmerksam gemacht und darauf verwiesen, welche Bedeutung er bei einer Bewerbung haben kann. Wir sind gespannt, inwieweit er jetzt den Weg in die Schulen finden wird und welche Aufmerksamkeit ihm seitens der Arbeitgeber zukommen wird.

Aufgefallen ist uns im Rahmen dieser Tagung auch, dass die Vertreter der Bundesagentur für Arbeit und der Arbeitgeber die Tagung mit Interesse verfolgten, sich aber nicht weiter dazu äußerten.

Da viele der Schulabgänger bisher im Rahmen der beruflichen Rehabilitation -Ersteingliederung durch die Bundesagentur für Arbeit gefördert wurden und werden, ob durch eine berufsvorbereitende Maßnahme oder eine Ausbildung, bleibt aus unserer Sicht auch abzuwarten, welche Entwicklung es dort geben wird.

*Grußwort Ministerin Henzler